Darkened Nocturn Slaughtercult haben sich hierzulande über die Jahre vom Geheimtipp zur festen Institution im Black Metal entwickelt. Neben den vier vorhergehenden Langspielern kann die Band vor allem auch mit zunehmender Live-Präsenz glänzen: Die großen Festivals wurden bereits bespielt und für 2013 ist eine Europatournee angekündigt. Drei Jahre nach dem Vorgänger "Saldorian Spell" liegt nun das sechste Kapitel "Necrovision" vor und stellt die konsequente Weiterentwicklung des Slaughtercults dar.

Die Band erfindet dabei das Rad nicht neu. Jene, die Ausverkauf oder den Verrat alter Tugenden fürchten, können beruhigt sein. Das rohe Fundament wird vielmehr wie schon beim letzten Release verstärkt mit epischen Anteilen angereichert. Das Ergebnis sind facettenreichere Songs, die zu überzeugen wissen.

Nach einem atmosphärischen Intro wird man in einen Maelstrom aus bösartigen und anmutigenden Riffs gezogen. Jeder Track ist abwechslungsreich und dynamisch strukturiert. Rasende Blastparts wechseln mit treibenden Passagen. Immer wieder wird die Geschwindigkeit gar auf rotzig rockendes Midtempo reduziert, nur um dann wieder das nächste Gewitter einzuleiten. Einzelne Titel hervorzuheben fällt einem schwer, alle befinden sich auf hohem Niveau, das Album wirkt in sich geschlossen wie aus einem Guss. Dennoch entfalten sich die einzelnen Tracks spätestens nach ein paar Durchgängen, persönliche Anspieltipps wären "In the Hue of Night" und "Fundaments of Seminal Knowledge". Dem letzten Track "Necrocosmic Vision" wird noch eine gewisse Sonderstellung zuteil, ist er mit zusätzlichem Gesang und kurzen Akustikeinlagen noch tragender ausgefallen, als die anderen Titel.

Die Produktion des Albums ist wie bei den vorhergehenden Veröffentlichungen insgesamt druckvoll und klar, wirkt dennoch keinesfalls überproduziert. So hört man jene Feinheiten im Gitarrenspiel, welche bei anderen Produktionen gerne in einem Rauschen untergehen. Die Atmosphäre ist nichtsdestotrotz tiefschwarz und mitreißend. Dies ist nicht zuletzt auch dem überzeugenden Gekeife von Frontfrau Onielar geschuldet. Da dürften sich einige Herren der Zunft gerne ein Scheibchen Krächztalent abschneiden.

"Necrovision" überzeugt durch sein stetes Ringen zwischen Aggression und Erhabenheit vom ersten bis zum letzten Track. Die Band bleibt ihrem ursprünglichen Stil treu, schafft es aber ihn erneut zu erweitern und sich spielerisch noch zu steigern. Wer zumindest ein bißchen Interesse an rohem und dennoch eingängigem Black Metal der zweiten Welle hat, sollte unbedingt reinhören. Anhänger der vorigen Werke dürfen bedenkenlos zuschlagen. "...The Slaughter will continue..."

Darkened Nocturn Slaughtercult · Necrovision · 2013

Redaktion

verfasst von Forest
vom 30.01.2013

9 / 10

Playlist

01 - Aura
02 - Omnis Immundus Spiritus
03 - Primordial Sapphirine Driplets
04 - In the Hue of Night
05 - Coronated Spheres of Adversity
06 - The Eviscerator
07 - Fundaments of Seminal Knowledge
08 - Upon My Arrival
09 - Necrocosmic Vision