Mit "A Gaze Into the Abyss" haben Antlers den perfekten Soundtrack für all jene, die gern in den Abgrund blicken, bis dieser in sie zurück schaut. Ein fesselndes Werk, in welches man mit jedem Mal tiefer sinkt, um sich darin zu verlieren.

Nach dem fulminanten Akustik-Intro wird man mit "Carnival of Freedom and Betrayal " gepackt und rasend in den Abgrund hineingezogen. Nur, um dann mit dem grandiosen "Hundreds" im Midtempo langsam immer tiefer hinein zu sinken. Immer tiefer. Von den Drums und minimalistischen Riffs hypnotisiert und in sich selbst versunken, verheißt dann das Intro von "To the Throats", dass hier unten kein Gott mehr zu finden ist. Der Aufbau aus fies stürmenden und ruhigeren Teilen kann über seine 8 Minuten durchweg überzeugen. "A Jail of Flesh" ist wiederum auf Midtempo ausgelegt, episch tragend, die Gitarren besonders verspielt. Ein schönes Beispiel dafür, wie viel Melodie im Minimalen sein kann. Das furiose "Memories of the Extinct" beendet die Reise durch den Abgrund dann nach 10 Minuten vortrefflich mit einem Schlag und wäre hiermit neben "Hundreds" als Anspieltipp genannt. Das Album funktioniert aber am besten als Ganzes; ohne Zufallswiedergabe.

Neben den mitreißenden Riffs und eindrucksvollen Drums, heben sich zudem die Vocals angenehm vom Standard ab. Das gilt auch für die bildgewaltigen Texte. Hier lohnt sich auch mal der Blick ins Aufklappbare des gestalterisch sehr gelungenen Pappschubers der CD. Das gesamte Paket überzeugt durchweg mit Authentizität und Atmosphäre. Was diese Atmosphäre betrifft, sind Vergleiche zu Cascadian Black Metal-Bands, aber auch zu diversen osteuropäischen Größen, durchaus berechtigt. Aber auch wenn so einige Elemente angenehm vertraut wirken, muss man hier keinesfalls einen dreisten Klon befürchten. Wen der Background der hier mitwirkenden Künstler interessiert, dem seien Vidargängr, CNTMPT, Evil Warriors und Sangre de Muerdago als andere Projekte und zugleich als Empfehlungen genannt.

Roh und stürmisch und doch tragend voller Anmut, genau so mag ich das. Mein Anwärter für's Album des Jahres.