Zwei Jahre nach ihrem furiosen Erstling „Das Monster aus dem Schrank“ sind die beiden Brandenburger Provinzler Marcel Neumann und Tobias Schultka a.k.a. We Butter The Bread With Butter schon lange keine Unbekannten mehr. Und im übrigen bereits zum Quintett gewachsen, was sich vor allem beim Schlagzeug positiv bemerkbar macht, das nun nicht mehr aus der Retorte kommt, sondern von Can Özgünsür solide eingespielt wurde. Auf dem am 14. Mai in Deutschland, den USA und Japan erschienenen „Der Tag an dem die Welt unterging“ will die junge Formation nun weiterhin eine gute Portion Humor beweisen, dabei aber auch erwachsener und professioneller wirken.
Letzteres gelingt ausgezeichnet, da We Butter The Bread With Butter sich in (fast) allen Belangen verbessert haben. Vor allem im spieltechnischen Bereich, denn die Gitarrenarbeit sieht nun deutlich variabler aus, auch wenn auf großen Schnickschnack abseits der Rhytmusgitarre verzichtet wird. Die Gesangsarbeit unterscheidet sich kaum von der großer Genregrößen im Metalcore oder Death Metal. Schön, dass man den Mut gefunden hat, neben den Growls und (deutlich sparsamer eingesetzten) Pig Squeals auch cleane und geshoutete Parts mit in die Songs einzubauen. Der Mehrwert des Materials erhöht sich dadurch enorm.
Die Eingängigkeit der Songs steht auf „Der Tag an dem die Welt unterging“ noch immer an erster Stelle. Jeder Song hat Ohrwurmchartaker, wofür mindestens die Elektroniksparte Pate steht, häufig auch die Leadgitarren. Manchen Hardlinern dürfte der viele Nintendocore auf den Wecker fallen. Vor allem dann, wenn wie in „Der kleine Vampir“ gar keine Gitarren zum Einsatz kommen. Aber das ist ein Song, der ohnehin aus dem Rahmen fällt.
Musikalisch beweisen We Butter The Bread With Butter Humor durch die ungewohnte Vermengung der verschiedenen Metal-Spielarten, die stellenweise wie ein Bruch wirken. Das Konzept haben sie bereits auf „Das Monster aus dem Schrank“ angewandt, wo es noch frisch war. Was ist nun also in dieser Hinsicht Neues auf dem aktuellen Output zu finden? Zugegebenermaßen nicht viel. Rhythmische und soundtechnische Extreme kann man eben nicht ins Unendliche ausdehnen. Und zu viel Experimentieren hätte wohl mit dem Konzept der Eingängigkeit kollidiert.
Da könnte man der Meinung sein, dass die Brandenburger sich auf (humoreske) Überraschungen im Textbereich verlegen. Leider ist das nicht der Fall. War die Kinderliedmasche wirklich innovativ, zeigen We Butter The Bread With Butter nun, da sie lyrisch auf eigenen Beinen stehen wollen, dass sie ordentlich ins Stolpern kommen. Die Reime sind sehr simpel und oft an den Haaren herbeigezogen, was man bei Fun Metal ja leicht als Konzept hinstellen kann, um über dichterische Unzulänglichkeiten hinwegzutäuschen. Nein, nein, meine Lieben. Auch Humor kann formal wie inhaltlich tiefsinnig sein und Botschaften jenseits eines „l’art pour l’art“ vermitteln. Da geht mehr mit der deutschen Sprache.
„Der Tag an dem die Welt unterging“ geht als Spaßalbum voll und ganz okay. Die Produktion und das spielerische Können der Jungs sind über jeden Zweifel erhaben. Doch am Songwriting, das oft zu schematisch und austauschbar wirkt, sollten We Butter The Bread With Butter in Zukunft arbeiten. Ebenso an den Lyrics. Sonst wird die Welt der Fun Metaller spätestens beim nächsten Output untergehen wie ein zu lange gekauter Kaugummi. Und mit meinen letzten Worten darf ich an dieser Stelle den wiederholten Genuss des unglaublich vorbildhaften und unereicht blöd-genialen „Ziltoid The Omniscient“ von Devin Townsend empfehlen. DAS ist Fun Metal at its best.