Party.San 2009
Party.San 2009

Anfang August ist das Party.San wie jedes Jahr ein absoluter Pflichttermin. Das Line-Up versprach wiedermal hochkarätige Abwechslung und so war die Vorfreude auf drei extreme Tage in der thüringischen Provinz hoch.


DONNERSTAG

Postmortem
Postmortem

Eröffner am Donnerstag waren Postmortem, eine Band, deren Sänger man sich ohne Probleme auch in einer Hip Hop Crew vorstellen kann, zumindest was die Klamotten und „Moves“ betrifft. Ein bisschen der Attitüde ihrer Berliner Sprechgesang-Kollegen haben sich Postmorten aber wohl doch abgeschaut: rotziger Death Metal trifft auf gutes Entertainment. Von der Kettensäge bis zur Sirene: Die Jungs wussten ihre etwas gleichförmige Musik mit kleinen Abwechslungen aufzulockern und erwiesen sich nach anfänglicher Skepsis doch als würdiger Opener.[Fur]

Azarath
Azarath

Erster Abend, zweite Band – schön brutaler Death Metal sollte hier gut passen und so durfte sich die Menge auf Azarath freuen. Leider hatten die Polen um den Behemoth-Trommler Inferno am Anfang mit einigen Soundproblemen zu kämpfen – Gesang zu laut und zu breiig, Gitarre zu leise. Der Ton wurde besser, die Songs blieben gleich langweilig. Durchgängig überzeugt hat eigentlich nur Inferno, der mit seinen Drumsalven immer wieder etwas Abwechslung reinbrachte.[Wed]

Psycroptic hatten leider nicht den erhofften Bumms und blieben etwas farblos. Die Show war ziemlich fehlerlos und ein fetter Pulk vor der Bühne feierte die Tasmanier gebührend ab, zumindest bei mir wollte der Funke jedoch nicht überspringen.[Fur]

Marduk
Marduk

Auch auf dem diesjährigen Party.San waren Marduk wieder einmal als Headliner angekündigt – es scheint als könne man ihnen einfach nicht entkommen. Aber will man das überhaupt? Ich jedenfalls habe mich auf mein gefühltes fünfzigstes Konzert der Schweden gefreut. Enttäuscht wurde ich nicht, aber eben auch nicht so weggefegt wie dies auf dem Party.San 2006 der Fall war. Wie vorher groß angekündigt erklang zunächst das Panzerdivision Album, bevor nach einem kurzem Bühnenumbau eine kleine musikalische Reise durch die letzten 18 Jahre Marduk folgte. So konnte man sich über „Those of the Unlight“, „Still fucking dead“, „Of Hell’s fire“ oder aber auch „The levelling dust“ freuen. Sehr routiniert knüppelten die Jungs knapp zwei (sehr lange) Stunden durch und beendeten den Abend mit „Wolves“. Halten wir also fest: Gute Musik, ein bisschen Pyro und für Marduk eher untypische Zwischenansagen. Darüber hinaus ist allerdings nicht allzu viel passiert. Kein Blut, keine Kreuze, keine nackten Körper. Schade eigentlich...[Wed]

FREITAG

Summer's Dying
Summer's Dying

Nachdem wir Summer's Dying zum „Impetus Over Leipzig“ eingeladen hatten, war ich einigermaßen gespannt wie die Weimarer sich auf der Party.San Bühne als Opener am Freitag schlagen würden. Der melodische Death Metal konnte nicht wirklich viele Leute auf das Festivalgelände locken und die spürbare Nervosität der Band trug nicht positiv zur Motivation des Publikums bei. Nach sechs Anläufen beim letzten Song war der Auftritt vorbei und dürfte auch für die Band nicht wirklich zufriedenstellend gewesen sein.[Fur]

Inhume
Inhume

Achja, Inhume. Nachdem die verrückten Holländer beim Protzen Open Air mit dem Publikum eine legendäre Show gefeiert hatten, war ich skeptisch ob sich die Party auf der großen Party.San Bühne fortsetzen würde. Die beiden sympathischen Sänger Joost Silvrant und Dorus van Ooij hatten allerdings keine Probleme das Publikum mitzureißen und feierten die zu erwartende Party mit einem Songrepertoire, das nur selten die magische 30 Sekunden-Grenze überschritt. Wenn man jedoch nicht schon 10 Bier im Kopf und einen brutalen Sonnenstich hatte, muss man wohl ehrlich zugeben, dass allein die musikalische Seite von Inhume wenig innovativ ist.[Fur]

Sólstafir
Sólstafir

Auf die folgende Band war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Mit ihrem Output „Köld“ konnten Sólstafir endlich den überfälligen Durchbruch auf dem europäischen Festland feiern, weshalb der Auftritt auf dem Party.San absolut angemessen war. Natürlich spaltete der atmosphärische, sagen wir einfach, Rock der Isländer das Publikum, spätestens beim grandios präsentierten „Ritual Of Fire“ war jedoch zumindest mir klar, dass hier einer der besten Auftritte auf dem Party.San zu erleben war. Ganz großes Gänsehaut-Tennis![Fur]

Den Saakaldte
Den Saakaldte

Glückwunsch an Den Saakaldte für den mit Abstand widerlichsten Sänger. Herr Olsson, seines Zeichen auch Frontmann von Shining, erfreute sich an seinem Jim Beam und beleidigte das Publikum bis er anfing, sich und die Bühne vollzukotzen. Dazu gabs einen recht lahmen Sound und so war es nicht verwunderlich, dass die diese Show nur wenige mitreißen konnte...[Wed]

Swallow The Sun
Swallow The Sun

Der unplanmäßge Tausch von Swallow The Sun und Evocation sorgte für einigermaßen Verwirrung beim Publikum. Besonders da der Unterschied zwischen dem langsamen Doom Death der Finnen und dem melodischen Old School Death Metal der Schweden von Evocation so krass war, dürften einige Fans wieder enttäuscht vor der Bühne abgedreht sein. Swallow The Sun schafften es leider nicht, die gnadenlos bratende Sonne zu verschlucken, überzeugten sonst jedoch mit einem guten Auftritt ohne besondere Höhepunkte.[Fur]

Evocation
Evocation

Evocation brachten neuen Schwung in die müden Knochen. Sänger Tjompe sprang wie ein Wahnsinniger über die Bühne, brachte bei seinen Kletteranlagen fast noch einen Boxenturm zum Einsturz und überzeugte nicht nur wegen seines Freddy-Mercury-Gedächtnis-Mikrohalters auf voller Linie. Der Sound war extrem fett, leider jedoch von kleineren Aussetzern geplagt. Das hielt jedoch einen fetten Pulk vor der Bühne nicht davon ab, richtig abzubangen. Richtig so![Fur]

Zu Hate Eternal steht in meinen Aufzeichnung nur ein Wort: Boooring! Zwar prügelte sich das Trio unglaublich schnell und technisch einwandfrei durch ihr Set, rauschte jedoch ohne erwähnenswerte Höhepunkte an mir vorbei. Irgendwie musste ich an vergangene Party.San Auftritte ähnlicher Bands denken, die deutlich mehr Abwechslung und Wucht an den Tag legten. Cryptopsy und Dying Fetus anyone?[Fur]

Thyrfing
Thyrfing

Es sollte nun doch endlich mal dazu kommen, dass ich eine meinerseits sehr oft frequentierte Folk/Pagan Metal Band zu Gesicht bekomme: Thyrfing. Gegen 21.00 Uhr betraten die Schweden die Bühne und ein unglaublich aufgeregter Sänger jaulte fragmentarische Satzbrocken ins Mikrofon. Im Groben berichtete er etwa davon, dass er relativ neu als Sänger fungiert, er jedoch schon früher einmal woanders gesungen hätte. Ok, schön und auch gut zu wissen, obgleich ein merkwürdiger Einstieg, aber warum nicht, es geht ja um die Musik und nicht um die Ansagen. Denn diese wurde dann recht gut präsentiert. Der Sound wurde relativ schnell unter Kontrolle gebracht und die Musiker verstanden ihr Werk. Es wurden mehrere Alben angespielt, darunter natürlich das neuste "Hels Vite", der Vorgänger "Farsotsider" und zu meiner Freude auch einiges der "Vannsinnesvisor". Die Songs bereiteten doch einige Freude, waren Soundtechnisch auch hörbar, konnten jedoch leider nicht ganz die Stimmung herauf beschwören, welche vielleicht nötig gewesen wäre, um die rechte Wirkung zu erlangen. Man bekam als Beispiel "Farsotsider", "Hels Vite", "Digerdöden" und "The Voyager" geboten, um nur einige Songs der Tracklist zu nennen, aber der kleine Funke hat eben gefehlt. Fazit: Gute Band, gute Songwahl, schlechte Atmosphäre und daraus resultierend, wenig Resonanz. Das nächste mal wird es sicher.[Win]

Misery Index
Misery Index

Das war mal fetter Sound! Misery Index hatten die ideale Grundlage um ihren groovigen Death Metal an den Mann (und die vereinzelte Frau) zu bringen. Zu hören gab es unter anderem „The Great Depression“, „Ghosts Of Catalonia“, „Traitors“ und „Manufacturing Greed“ von der ersten EP. Ein rundum gelungener Auftritt, mit dem sich die Amis auch beim letzten Death Metal Fan einen Namen gemacht haben dürften.[Fur]


Unleashed
Unleashed

Achtung es folgt ein Witz: 2008 gab es noch eine Sitzbank vor dem Fotograben für beinmüde Knipser, diese musste in diesem Jahr jedoch eingespart werden. Denn es ist ja Bankenkrise! Ja, zugegeben, das kann man nur mit alkoholischer Unterstützung lustig finden, aber die war zum Entstehungszeitpunkt reichlich gegeben, schließlich sollten Unleashed die Bühne entern. Viel neues gibt es über Johnnys Mannschaft nicht zu berichten. Gespielt wurden neben den obligatorischen Klassikern vor allem neuere Stücke wie „Winterland“, „Midvinterblot“ oder „Hammer Batallion“, ansonsten gab es natürlich ausgedehnte Mitsing-Passagen, die bei meiner Begleitung nur zu Augenrollen führten, jeden noch aufrecht stehenden Wikinger natürlich ohne Zwang von den Lippen gingen. Fazit: Unleashed bleiben sich treu, man weiß genau, was man von einem Konzert zu erwarten hat und trotzdem machen sie immer wieder Spaß. Wenn man denn drauf steht...[Fur]

Satyricon
Satyricon

Es ist nicht wirklich zu beschreiben, welche Erwartungen ich an den Auftritt von Satyricon hatte. Einerseits sind da die für den Black Metal wegweisenden Alben wie Dark Medieval Times oder Nemenis Divina, andererseits die musikalische Entwicklung der letzten Jahre, an der sich die Geister scheiden und ein extrovertierter Sänger, der auch wieder in kein Klischee passen mag. Nach einer scheinbar ewigen Umbaupause tauchten die Jungs endlich auf und stimmten das Publikum mit „Commando“, „Wolfpack“ und „Now, Diabolical“ ein. Skurrile Momente der Show ergaben sich eher unfreiwillig. So hatte die Keyboarderin während der ersten Songs noch kein Instrument zur Hand und musste wie in einer dämlichen Choreographie das hübsche Black Metal Mädchen mit kreisenden Haaren spielen. Auch Satyr sorgte mit Gelhaar und weißer Gitarre immer wieder für ein kurzes Grinsen auf den Gesichtern der Zuschauer. Glücklicherweise konnten Satyricon aber musikalisch überzeugen, so dass sie sich nach „Forhekset“, „Sign of the Trident“ oder „Den Siste“ noch zweimal auf die Bühne zurück feiern lassen konnten, um mit „Fuel for Hatred“ und dem mitreißenden „Mother North“ eine zufriedene Masse in die Nacht zu entlassen.[Wed]

SAMSTAG

Hellsaw
Hellsaw

Hellsaw hatten die undankbare Aufgabe, die müde Masse am Samstag Mittag wieder in Schwung zu bekommen. Und auch wenn sich Black Metal und die strahlende Mittagssonne nur schwer vertragen, konnten mich die fünf Österreicher wirklich überzeugen. In Corpsepaint und Nieten gehüllt absolvierten sie einen sehr entspannten Auftritt, der ohne viel Gelaber auskam und mich musikalisch stellenweise an eine Mischung aus Helrunar und Farsot erinnerte. Das Publikum wusste es zu schätzen und bedankte sich mit zahlreichem Erscheinen vor der Bühne.[Wed]

Beneath The Massacre
Beneath The Massacre

Gefrickel am Mittag: Nachdem Hellsaw die Black Metaller wecken durften, stand nun mit Beneath The Massacre der Weckschrei für die Death Metaller an. Und was für ein Schrei es war. Sänger Elliot hatten nun so gar nichts mit dem gleichnamigen Schmunzelmonster gemeinsam sondern schrie sich mit seinem extremen Organ durch die absolut gnadenlosen Songs. Hier wurde wahrscheinlich der brutalste Auftritt des Wochenendes abgeliefert und ein harter Kern von Wahnsinnigen erwiesen dieser Tatsache mit einem Dauer-Moshpit ihre Ehre. Beneath The Massacre: Eine Band, die man sich merken sollte.[Fur]

Schade, schade, von Paganizer hatte ich mir mehr erhofft. Breiiger Sound und eine erzlangweilige Soongauswahl brachten schnell die Ernüchterung. Ein Satz mit X...[Fur]

Shining
Shining

Gegen 17.00 Uhr war dann wieder einmal Zeit, den schwedischen "Niklas Kvarforth" mit seiner sekundären Band Shining zu betrachten. Nun ja, was soll man dazu sagen, "suizidaler" Black Metal, welcher im Kern von seiner Bühnenpräsenz lebt, die im Eigentlichen auch recht simpel gestrickt ist. Nun soll es natürlich Auftritte geben, wo er sich verwundet, andere drangsaliert und Fans denunziert, doch diesmal verhielt er sich recht zurückhaltend. Das "suizidale" muss wohl im Text liegen, der ob der arg schlechten Sound- Qualität eher im Hintergrund verschwand. Das "suizidale" der Bühnenshow war jedoch gegeben, denn es wurde geraucht und "Jim Beam"getrunken, beides dem Tode wohl förderlich. Also was soll man nun sagen, mich konnte das Gesamtbild nicht recht überzeugen. Das Auftreten des Sängers scheint mir unnötig, da es der Musik auch nicht allzu sehr zuträglich ist und auch mit Gewalteskapaden Standard Black Metal bleibt. Sehr romantisch bleibt noch der Kuss zwischen Sänger und Bassisten zu nennen, großartige Sache.[Win]

Alkoholisiert, mit Bierbauch und schlecht verschmiertem Kunstblut, dabei aber immer äußerst sympathisch, traten Moonsorrow auf die Bühne - typisch finnisch eben. Und so absolvierten sie einen soliden Auftritt, der den Hörer in eine nette Musik-Traumwelt hätte versetzen können, wären nicht gerade jetzt so viele Leute auf der Jagd nach Wurst und Bier gewesen.[Wed]

Brujeria
Brujeria

„Ay, ay, ay, Señor Ding-Dong!“ So stellt man sich eine mexikanische Grindband vor: Vermummt und mit Macheten bestückt prügelten sich Brujeria durch eine Grind-Granate nach der anderen. Verstehen konnte man nicht viel, die Jungs versuchten sich gar nicht erst am Englischen. Immerhin konnte man ab und zu ein PUTA oder COJONES vernehmen. Das trug allerdings nur noch mehr zur Stimmung bei, überall sah man lachende und bangende Menschen. Was ich Brujeria nach einem Durchlauf ihrer Alben nicht zugetraut hätte, trat dennoch ein: Diese verrückten Mexikaner hatten absolute Headliner-Qualitäten. Zu welcher Grind-Band kann man sonst schon einen flotten Diskofox aufs Parkett legen?[Fur]

Nach dem Auftritt von Dark Funeral auf dem Hellraiser Open Air 2007 hatte ich mit allem gerechnet, nur nicht mit einer kurzen Umbaupause und einem fetten Sound ohne peinliches Gepose. Sie wussten ihre jahrelange Bühnenerfahrung zu nutzen und erfreuten die Anwesenden mit „The Arrival of Satan’s Empire“, „Vobiskum Satanas“, „Open the Gates“ sowie „An Apprentice of Satan“. Sehr gelungen![Wed]

Fazit

Party.San 2009
Party.San 2009

Das Party.San überzeugte auch 2010 wieder mit seinen positiven Attributen: richtige Größe, perfekte Organisation (Bis auf den plötzlichen Tausch von Swallow The Sun und Evocation), nette Security und ein abwechslungsreiches Line-Up. Viel entspannter kann ein Festival nicht sein. Bis 2010!