Wenn man sich auf irgendwas bei den Telekom Street Gigs verlassen kann, dann dass sie eine absolut perfekte Organisation an außergewöhnlichen Konzertorten bieten. Und wenn man sich bei der Telekom auf irgendetwas verlassen kann, dann auf einen „Livestream“, der circa 30 Minuten nach Konzertbeginn erst funktionierte, aber dennoch für alle als Entschädigung gedient haben dürfte, die keine Karten gewonnen hatten. Doch genug der Vorrede, lassen wir lieber einen richtigen Billy Talent-Experten zu Wort kommen. [Fur]





Punkt 20.15 betrat der Support Act Kmpfsprt (denn Vokale sind sowas von out) die Bühne. Mit Einsetzen der Dämmerung stieg dann auch die Stimmung des Publikums. Spätestens als der Bassist der Punk-Rock-Band sein Instrument mit der Aufschrift „FREE PUSSY RIOT“ gen Himmel hob war das Publikum schließlich hell wach. Eine halbe Stunde hatten das vegetarische Quartett Zeit um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ihre Debüt-EP hatte für einiges Aufsehen in der Szene gesorgt und ihnen den Sieg beim Bandcontest des 2012er Melt! verschafft, heute kamen Kmpfsprt allerdings nicht über den Status des Anheizers hinaus.

Billy Talent
Billy Talent

Nach der Verlosung von 3 HTC-Smartphones und diversen semiprofessionellen Anmoderationen von Comedian Simon Gosejohann rockten schließlich Billy Talent das ganz in pink getauchte Oval. Das recht gemischte Publikum konnte die meisten Lieder mitgrölen und war vom ersten Song an in Hochstimmung. Zur Halbzeit des Gigs setzte eine heftiger Regenguss ein. Doch trotz oder gerade wegen des unerwarteten Schauers war das Publikum wie entfesselt. Sänger Ben nutzte den nicht überdachten Teil der Bühne, um sich davon zu überzeugen, dass auf dem kleinen Gasometer tatsächlich kein Dach ist und kommentierte den Wolkenbruch mit den Worten „Surprise Surprise“ - welch perfekte Überleitung zum gleichnamigen Lied des neuen Albums „Dead Silence“. Neben Hits wie „Surrender“ oder „Rusted from the Rain“ stellten Billy Talent zwei neue Lieder des am 7. September erscheinenden vierten Studioalbums vor. Der bereits im Mai veröffentlichte Titel „Viking Death March“ kam beim Publikum genauso gut an wie die altbekannten Hits „Red Flag“ oder „Devil on my Shoulder“.





Zur ausgelassenen Stimmung trug auch der ordentliche Sound bei, obwohl es architekturbedingt an manchen Ecken ziemlich hallte. Die Open Air Location „erstrahlte“ während des gesamten Gigs voll und ganz in Pink, was natürlich zur Corporate Identity der Telekom passte, aber auch ein wenig von der exzellenten Lichtshow auf der Bühne ablenkte. Beim ganzen technischen Aufwand hätte man vielleicht auf die 4 Monitore über und neben der Bühne verzichten und dafür noch ein paar andere Lichtstimmungen installieren können.

Leider verließen Billy Talent nach bereits einer Stunde die Bühne des Street Gigs wieder. 1-2 weitere Songs wären durchaus drin gewesen, vor allem über einen neuen, vorher noch nicht bekannten Song hätte man sich gefreut. So hat der Telekom Street Gig aber Lust auf mehr gemacht und kann als Appetizer für das demnächst erscheinende Album und die Herbsttour gesehen werden. [MKK]