Nehmen wir mal an: man fährt nach Torgau in einen Punkschuppen in dem an diesem Abend regionale Bands aus Leipzig und Umgebung spielen sollen. Was erwartet der geneigte Metalliebhaber? Sicher kein so hohes Niveau wie an diesem Abend. Wie auf dem Flyer angegeben ging es pünktlich 21:13 Uhr (!) los.

Autarkia
Autarkia

Die Menge anzuheizen hieß der Auftrag für AutarkiA. Mit Bedenken, ob sich die Halle noch füllen würde, machten sich die drei Leipziger daran, ihre Thrashsalven auf das Publikum zu feuern. Das sie ihren Job gut machten, ließ sich an den, vom Barbereich herantigernden Schaulustigen ablesen. Der Sound war für eine Location dieser Art garnicht mal schlecht. Ok, das Schlagzeug war vor allem am Anfang zu laut und der Bass hätte mehr Druck vertragen können, aber das passiert auch bei großen Festivals mit Riesen PA. Ungünstig war eigentlich nur, dass Drummer seine Frontmänner nicht hören konnte, was man an missmutigen Blicken ablesen konnte. Dennoch wurde hier routiniert eine saubere Show abgezogen und es gab noch frisches Liedgut für alle alten und neuen Fans, was aufgrund diverser GEMA-Richtlinien (Heil Bürokratendeutschland...) noch an diesem Abend betitelt wurden musste ("Night Falls").

Mimosis
Mimosis

Nach kurzer Pause, die kaum für ein Bier reichte, gings mit Mimosis weiter, die nochmal ne ordentliche Schippe drauf legten. Der geneigte Metalliebhaber (wir sprachen bereits über ihn...) denkt ja gerne in Schubladen und Kategorien. Für Mimosis muss ich da gleich mehrere öffnen: Gesang Grind-Death artig, sowohl extrem tief, als auch kreischend. Gitarren Oldschool-Death hinzu zu präzis doppelläufig melodic mit Akustikpassagen und Doomschlenkern. Mit richtig fettem Sound ausgestattet und fehlerfrei ballerten sich die Leipziger durch ein Set gnadenloser Genickschüttler. Da hatte der geneigte Leipziger Metalliebhaber vor diesem Konzert auf jeden Fall eine Wissenslücke. Ein Madonnacover (Like A Slayer - wenn das die GEMA hört...) beendete schließlich Mimosis Auftritt und machte den Weg frei für


Mortjuri
Mortjuri

Mortjuri aus Jena, die nach Thrash und Death nun den Blackmetal bedienen sollten. Für sie war es sicherlich ein Ärgernis, dass das Keyboard kaum zu hören war. Da ich Keyboards im Blackmetal sehr kritisch gegenüberstehe, hat es mich aber nicht weiter gestört und so gab es kompromissloses Schwarzmetall auf die Ohren. Es gibt verdammt viele schlechte BM-Bands. Mortjuri sind nicht die Oberliga, aber durchaus über dem Durchschnitt. Eingängige Schrammelriffs, fiesestes Gekeife: so wussten sie die Zuhörer zu überzeugen und mitzureißen.

Human Bloodfeast
Human Bloodfeast

Den Abschluss bildeten Human Bloodfeast und wie der Name vermuten lässt wurde jetzt nochmal das extremste im Deathmetal aufgefahrn. Die Bayern ballerten ihre Highspeedriffs...und ballerten...und ballerten, so dass bei mir als geneigtem Metalliebhaber irgendwann nicht mehr viel hängen blieb. Ich bin mir nicht einmal sicher ob wirkliche Fans alle Songs auseinander halten können. Auf jeden Fall gab es ohne Wenn und Aber voll auf die zwölf und technisch schlecht war das nicht, jedoch mit zu wenig Emotionen und Abwechslungsreichtum.
Ein sehr schöner Abend mit technisch versierten Bands, gutem Sound und angenehmen Publikum. Torgau war auf jeden Fall eine Reise wert und einmal mehr wurde der Beweis angetreten, dass wir Ossis jede Stilrichtung drauf haben. Keep Fuckin' Support Your Local Metal!