Wer wissen wollte, welche Bands sich hinter der kryptischen Formel „Hypocrisy und Gäste“ versteckten, musste schon ein bisschen suchen. Letztendlich sollte es sich um Hatesphere und Survivors Zero handeln, aber ganz ehrlich: Alle Anwesenden waren nur für Hypocrisy da. Da war es auch nicht ganz so schlimm, dass Hatesphere nicht spielen konnten. Dennoch hätte man sich schon am Eingang einen dezenten Hinweis auf den Ausfall erhofft. Eine halbe Stunde nach offziellem Beginn standen endlich Survivors Zero auf der Bühne und wurden von einer brechend vollen Spinnerei relativ verhalten begrüßt. Den meisten Anwesenden dürften die Finnen unbekannt gewesen sein, auch wenn sie aus ehemaligen Finntroll- und Deathchain- Membern besteht. Das war auch der Band bewusst und so tat sie das einzige was man in so in einer Situation machen kann: nicht dumm rumquatschen, sondern ordentlich losprügeln.

Survivors Zero
Survivors Zero

Die Jungs veröffentlichten 2009 ihr Full-Length Debut und spielten in der Folge auch hauptsächlich Songs von dem „CMXCIX“ betitelten Album. Dabei waren unter anderem „Scavengers of Christ“, „Armageddon Cult“, „I Am The Gun“ und „Reclaim My Heritage“. Der Stil lässt sich als Death Metal der Schwedischen Art beschreiben. Nicht wirklich herausragend oder spektakulär, aber doch eine ganz gelungene Einstimmung für den Hauptakt des Abends. Zum Ende hin konnte ich mir aber doch den ein oder anderen Blick auf die Uhr nicht verkneifen: Survivors Zero kranken wie viele moderne Death-Kombos an zu ähnlichen Riffs, die schnell repetetiv werden.

Hypocrisy
Hypocrisy

Die folgende Umbaupause war erfreulich kurz, da hinter schwarzen Tüchern versteckt Schlagzeug und Bühnen-PA bereits aufgebaut waren. So hatte man sich kaum durch die ganzen Massen gekämpft, um im wohl widerlichsten Raucherraum des Universums noch schnell etwas gegen seine Gesundheit zu tun, bevor schon die Intromusik von Hypocrisy ertönte. Die Schweden eröffneten mit "Valley Of The Damned" vom aktuellen Album A Taste Of Extreme Divinity und legten dann noch 3 schnelle Nummern nach, bevor mit „Eraser“ die erste groovigere Nummer kam. Bis dahin konnte man kaum einen Blick auf Mr. Tägtgren und sein austauschbares Hintergrundensemble werfen, da die auf Höhe mit den Musikern angebrachten Laser alle paar Sekunden erblindende Strahlen ins Publikum warfen. Ganz ehrlich: Jeder steht auf fette Licht- und Laser-Shows, aber gerade bei diesen in der Fachsprache „Moving Heads“ genannten bewegbaren Lichtwerfern ist weniger dann doch oft mehr. Zum Glück korrigierte der Lichttechniker diesen Fehler sehr schnell, so dass es ab dem 5. Song nichts mehr zu meckern gab. Bis dahin stimmte auch der Sound. Eigentlich war zu anfangs nur Peters Gesang etwas leise, was er auch auf der Bühne so empfunden haben muss. Anders waren die Blicke aus der Kategorie „Ich reiss' dir gleich das Herz raus!“ in Richtung Seitenbühne nicht zu deuten.

Bei der Songauswahl gab es keine großen Überraschungen, vor allem die neueren Alben standen im Vordergrund. Über „A Coming Race“, „Let The Knife Do The Talking“, „Weed Out The Weak“, „The World Is Falling“ oder „The Final Chapter“ näherte man sich den großen Klassikern der eigenen Diskografie wie „Fire In The Sky“, bei dem Peter mal wieder sein großartiges Schreiorgan präsentierte: „Scream for me! Not bad, now I scream for you!“

Hypocrisy
Hypocrisy

Ansonsten hielt sich der schwedische Metal-Workaholic mit Ansagen zurück, was die Stimmung zwar nicht groß drückte, aber letztlich schon den Eindruck hinterließ, dass hier nicht viel mehr als ein Pflichtprogramm abgespult wird. So war der Auftritt in der Alten Spinnerei in Glauchau geprägt von Routine sowohl auf Seiten der Band, als auch auf Seiten des Publikums, welches sich brav die Nacken wundschüttelte und selbst bei den heftig teuren Bandshirts nicht abgeneigt reagierte. Wer atemraubend dichte Atmosphäre abseits des brechend vollen Saales und vernebelten Raucherzimmers erwartete, konnte nach dem Abend schon etwas enttäuscht sein. Der Grund für diese Enttäuschung lag wohl hauptsächlich darin, dass Hypocrisy sich genau wie auf einem großen Festival verhielten und die Chance für mehr Interaktion, die ein kleinerer Club bietet, nicht nutzten. Der Einzige, der diese Chance nutzte, war der Stagediver kurz vor Ende, der sich mit einem beherzten Kopfsprung in die Menge den Griffen der Security entziehen konnte.