Südbahnhof - Die Topadresse für härteste Musik jedweder Art in Chemnitz lud zu ihrem ganz eigenem Herbstbeginn: der Titel „Autumn Of Death“ ließ bereits grob die Marschrichtung erahnen. Auch wenn hier der zweite Jahrestag der Institution „Rock Friday“ begossen wurde, durften sich an diesem Abend die brutaleren Musikrichtungen die Klinke in die Hand geben.

Parental Advisory
Parental Advisory

Parental Advisory legten einen mehr als amtlichen Start hin. „Ja küss d' Hand!“ mochte man bei dem gebotenen brutalem Death Metal der Wiener rufen. Erfahrung haben die Jungs auf jeden Fall genug und sind in Österreich keine Unbekannten mehr. In Deutschland gibt es da allerdings noch Nachholbedarf. Wer Bock auf kompromissloses Geboller wie Avulsed oder Suffocation hatte, durfte hier glücklich werden. Auch wenn sie, da muss ich ehrlich sein, die Klasse beider genannter Bands noch nicht ganz erreichen. Vor allem am Wiedererkennungswert darf noch gefeilt werden. Spielfreude und ein Gespür für fette Songs sind aber auf jeden Fall schon vorhanden. Daher: Bei Gelegenheit selber ein Bild von den Ösis machen und vielleicht einen neuen Kandidaten für die heimische Plattensammlung entdecken.

Semen Datura
Semen Datura

Semen Datura boten ein deutliches Kontrastprogramm. Der Flyer kündigte die Band unter der kryptischen Bezeichnung „Dark Metal“ an, was ja mindestens soviele Rückschlüsse bietet, wie der Sammelbegriff „Progressive Metal“. Geboten wurde dann auch sehr düsteres, fast schon schwarzes Metall, was bei einigen Zuhörern die Erinnerung an frühe „Satyricon“ geweckt haben dürfte. Diese Teile wirkten in ihrer Struktur zwar manchmal in die Länge gezogen, aber stimmig. Die Wechsel zu den ruhigeren, nachdenklicheren Parts waren hier und da deutlich hakeliger. Ausfallende Mikros und massives Gitarren-Feedback bei den Breaks trugen dabei auch nicht zum Hörgenuss bei. Schade eigentlich, denn Potential war deutlich erkennbar und vielleicht könnten sie mit einer weiteren Gitarre dem Klangteppich ein massiveres Grundgerüst verschaffen. Eine sympathische Band, die an diesem Abend zumindest mich nicht restlos Überzeugen konnte, vom Publikum aber deutlich mehr als Mitleids-Applaus bekam.

Fleshless
Fleshless

Fleshless werden immer mehr zum Phänomen. Egal wie häufig Tschechiens Vorzeige-Deather die deutschen Bühnen abgrasen, jedesmal treffen sie auf volle Säle und enthusiastische Headbanger. Vollkommen zu Recht wie man schnell und heftig feststellen konnte. Perfekter Sound und perfekte Präsentation ließen nur eine Handlungsmöglichkeit offen: Kopfkreisen bis das Fleisch von den Knochen fällt. Eine genaue Aufschlüsselung der Playlist bitte ich an dieser Stelle zu entschuldigen. Erinnerungsfetzen sind nur noch im Zusammenhang mit obszönen Begriffen und Fidel Castro vorhanden, was letztendlich ganz einfach deswegen egal ist, weil alles gut klang. Auffällig waren mal wieder die technischen Höchstleistungen sämtlicher Beteiligten. Saubere, blitzschnelle Soli, präzises Drumming, punktgenaue Breaks und Vladimir, das Wildschwein am Mikrofon, sorgten für anerkennende Blicke und frenetischen Jubel. Fleshless spielen in eurer Nähe? Hingehen!

Tears Of Kali
Tears Of Kali

Der Nachfolger sollte es schwer haben. So einen krassen Absacker dürfte jedoch keiner der anwesenden Metalheads erwartet haben. Das Phänomen hieß Tears Of Kali, benannt nach dem gleichnamigen Horrorfilm aus dem Jahre 2004 und die Geräusche, die von der Bühne drangen, sollten wohl „Metal“Core darstellen. Erstmal nahm man jedoch 5-6 Minuten nur einfachstes Break-Down Gestampfe wahr, zu dem jeder Mensch mit einer gesunden Hand nach zehn Minuten Üben an der Gitarre fähig wäre. Unterstützung erhielten die „Riffs“ von simplem aber recht solidem Geschrei, belanglosem Getrommel und Bass-brummen. Bis dahin war dieser Auftritt eigentlich nur schlecht, oder im besten Fall ein Achselzucken wert. Doch es sollte noch skuril werden: denn Tears Of Kali hatten ihre Fanbase dabei, die sich ohne große Probleme zuordnen ließen: Jogginghosen und Goldketten müssen ebenso wie schief getragene Schirmmützen wieder total im Trend sein. Auf jeden Fall versuchten sich zwei Jungs vor der Bühne im „Fightdancing“, schlugen ab und zu vollkommen unpassend um sich und zeigten ihre Turnübungen aus dem Schulunterricht. Für das Rad hätte mir mein Sportlehrer eine vier gegeben...
Jeder mit einem halbwegs gesunden Musikgeschmack verzog sich nach und nach an die Bar, so dass die Anhänger dieser „Musikrichtung“ am Ende unter sich waren. Einfach Unterirdisch...

Philosopher
Philosopher

Der Grund warum sich viele noch nicht auf den Heimweg gemacht hatten waren Philosopher, die einheimische Vorzeigeband, wenn es um Death Metal der vertrackteren Sorte gehen soll. Mit zwei Sängern und jeder Menge Insider-Gags wurde nochmal ordentlich Stimmung gemacht. Den Leuten gefiel es sichtlich. Bei mir machte sich aber der Schlafentzug der letzten Tage deutlich bemerkbar und so begab ich mich noch während des Auftrittes auf den Heimweg. Dennoch ein sehr versöhnlicher Abschluss für sehr interessanten Abend. Ungeklärt bleibt die Frage, wieviele Gäste den Eintrittspreis von kreativen 6,66€ exakt bezahlt haben.