FREITAG

Warpath
Warpath

Warpath eröffneten die Bühne in der praktisch genutzten Stadthalle Lichtenfels und präsentierten ihr Death/Grind-Gemisch, das zwischen Schredder-Attacken und stampfendem Midtempo hin- und herwechselte. In den langsameren Passagen ließen sich durchaus Parallelen zu Kapellen wie Six Feet Under oder Bolt Thrower erkennen. Dazu passt auch, dass Sänger Darren nicht nur optische Parallelen zu Zottel-Grunzer Chris Barnes aufweist, sondern auch stimmlich in ähnlicher Tiefe angesiedelt ist. Die Iren lieferten einen angenehmen Auftakt ohne Aha-Effekt, den man sich bequem sitzenderweise von der Tribüne anschauen konnte. Alleine diese regelmäßige Sitzmöglichkeit in bester Guck-Distanz gestalteten das „Way Of Darkness“ als ein sehr angenehmes Festival ohne Fuß- und Rückenschmerzen.[Fur]

Lower Hell
Lower Hell

Da durch die Absage Dryots kurzfristig Lower Hell ins Programm aufgenommen wurden, ließen sich bei deren Auftritt nicht all zu viele Metalheads vor der Bühne blicken. Dieser Grund liegt jedenfalls nahe. Denn schlecht waren die fünf Jungs aus dem Schwarzwald (gemäß deren Sänger Sven Busam „das Land der Bierflüsse“) nicht. Ihr Mix aus Metalcore und Melodic Death Metal kam druckvoll rüber, das Schlagzeug war mir jedoch nicht variabel genug. Und der Gesang, der sich größtenteils im Bereich des Screamings bewegte, war ebenfalls magerer Durchschnitt. Hier noch das Zitat des Tages vom Sänger, gerichtet an die vereinzelten Zuhörer, die er vom Mittagstisch gestärkt glaubte: „Jetzt habt ihr Kraft im Magen und in den Beinen - und im Kopf“.[ewon]

Fleshgod Apocalypse
Fleshgod Apocalypse

Nach einem klassischen Intro zögerten Fleshgod Apocalypse keine Sekunde um ihren technisch-brutalen Death Metal auf das Publikum zu feuern. Schnell, schneller, Fleshgod – so scheint das Motto der Italiener zu sein. Was auf Platte dank fettem Sound für ein paar Umdrehungen ganz nett anzuhören ist, bricht bei matschigem Sound sofort ein. Leider erwischte die Band keinen guten Tag und musste dabei zusehen, wie ihr ultraschnelles Gefrickel im Soundbrei unterging. Den meisten Zuschauern schien es egal zu sein, allerdings erschwert es, irgendwelche Aussagen über Songqualitäten oder Spielgenauigkeit zu treffen. Jedem, dem der Auftritt also zu stupide vorkam, sei also herzlich ein Blick auf die Myspace-Seite der Band empfohlen.[Fur]

D. Z. D.
D. Z. D.

Mit Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften gab es dann das volle Kontrastprogramm zur Vorgängergruppe. Im Stile der Toten Hosen gab es Punk aus Mittelfranken. Darunter viele Coverversionen mehr oder weniger bekannter Evergreens. Mir ist vor allem die geile Version von Michael Holms 69er-Hit „Mendecino“ im Kopf hängen geblieben. Der Text dazu von Sänger Hüpfi, der in seinem Pelzmantel wie ein Hybrid aus Klaus Kinski und Michael Mittermeier aussah: „Pornokino, Pornokino, ich fahre jeden Tag ins Pornokino!“ Zusammengenommen war das Programm lustig, unterhaltsam und rundherum gelungen, was man ohne Probleme auch am gutgelaunten und wachsenden Publikum ablesen konnte.[ewon]

Abysmal Torment
Abysmal Torment

Emergency Gate hielten eine große Überraschung für mich bereit, da mir der Sänger doch sehr bekannt vorkam. Nach kurzem Überlegen konnte Matthias Kupka als ehemaliger Live-Gitarrist von Suidakra identifiziert werden, was jedoch leider nicht den Eindruck der dargebotenen Musik verbessern konnte. Der melodische MetalCore des deutschen Fünfers orientierte sich deutlich an den großen schwedischen Vorbilder, verschenkte aber viel Potential durch vorhersehbare, unnötige Breakdowns und dem massiven Einsatz von Synthesizern. Da half selbst der gute Live-Sound nicht weiter.[Fur]

Abysmal Torment
Abysmal Torment

Etwas exotisch wurde es mit Abysmal Torment. Jedenfalls der Herkunft nach. Denn das Quintett kommt vom Inselstaat Malta. Nicht ganz so entspannend wie die Temperaturen des Mittelmeeres war der Deathgrind, den die Jungs boten. Alles niederstampfend und -walzend gingen sie zur Sache und sorgten schnell für den ersten Circlepit des Tages. Etwas unverständlich war mir, warum sie zwei Sänger aufboten, deren Einsätze sich zwar ab und zu überlappten, deren Gerunze sich aber immer in der gleichen Tonlage bewegte. Dargebracht wurde jede Menge Geballer vom 2006er Album „Epoch Of Methodic Carnage“, aber auch Material vom aktuellen Langspieler „Omnicide“.[ewon]

Nervecell
Nervecell

Noch exotischer wurde es mit Nervecell aus Dubai, deren Frontmann Rajeh Khazaal eine verblüffende Ähnlichkeit mit James Lee von Origin hat. Musikalisch liegen jedoch Welten zwischen den beiden, denn statt ultraheftigem Gewichse steht bei Nervecell bodenständiger Death mit leichter Thrash- und Melodie-Note auf dem Programm. Wer ihr 2008er Debut „Preaching Venom“ kennt, wusste auch, was man live erwarten kann. Und so zerlegten Nervecell die Stadthalle nach allen Regeln der Kunst. Als wahres Schmankerl kann noch das Bolt Thrower-Cover von „Where Next To Conquer“ erwähnt werden, welches einen absolut beeindruckenden Auftritt noch die Krone aufsetzte. Das Motto dieses Auftrittes wusste Rajeh am besten auszudrücken: „Let the demolition begin!“[Fur]

Fleshless
Fleshless

Haben Fleshless mal einen schlechten Gig abgeliefert? Egal ob auf großen Bühnen oder in kleinen Schuppen, die Tschechen präsentierten sich immer in Topform und voller Spielfreude. In letzter Zeit wirkt es aber so, als sei die Luft ein bisschen raus. Auch in Lichtenfels war der Circle-Pit vor der Bühne war zwar mal wieder gewaltig und Brecher wie „Final Cut“ sorgen immer noch für gute Stimmung im Publikum, dennoch spulten die Death/Grinder fast schon gelangweilt ihr Repertoire herunter, sodass es fast schon so wirkte, als hätten alle ihren Spaß außer die Jungs auf der Bühne. Bei weitem kein schlechter Auftritt, aber Fleshless hätten sich wirklich mal eine Pause verdient.[Fur]

Wolfchant
Wolfchant

Achje, das nennt man wohl Pech beim Auslosen der zu beschreibenden Bands. Wolfchant unterbrachen den Fluß aus Death Metal Bands verschiedener Couleur und versuchten das Publikum mit ihrem epischem Folk Metal und einer „Special-Show“ zu beeindrucken. Die Special-Show bestand im Prinzip aus Gastmusikern (Uwe Lulis – Rebellion, Grave Digger und Michael Seifert – Rebellion), die als Verstärkung hinzugerufen waren. Viel half es nicht, denn die Songs wollten nicht so richtig zünden und auch das Publikum sah Wolfchant auf diesem Festival wohl eher als Fremdkörper an und verhielt sich äußerst zurückhaltend.[Fur]

Assassin
Assassin

Pünktlich wie die Malermeister begannen Assassin ihren Gig. Die Band, Thrash-Urgestein aus den 80ern, bot eine solide Performance. Das wurde vom Publikum durch einen spontanen Moshpit und reichlich Applaus honoriert. Bemerkenswert klar und differenziert war der Sound. Neben neuerem Material spielten die Jungs auch Klassiker aus den frühen neunziger Jahren. Nach einem durchaus gelungenem Auftritt warf Drummer Björn Sondermann sein Snarefell ins Publikum und es flogen - ganz nach alter Manier - noch ein paar Gitarren durch die Luft. PS: Platz zwei der Sprüche des Tages: „Wir ham mal in Bamberg gespielt - das war jutt!“[ewon]

Graveworm
Graveworm

Mit den Südtirolern Graveworm näherte sich das W.O.D. langsam dem Höhepunkt des Freitagabends. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Geschichte der Band ab deren Dark Metal-Phase, also ab „(N)utopia“ nur noch am Rande verfolgt habe. Ich mochte eher die Mischung aus Death und Black Metal von „Engraved In Black“ aus dem Jahre 2003. Und von genau diesem Album spielten sie den live oft verhauenen Klassiker „Legions Unleashed“, der diesmal durchaus überzeugen konnte. Spätestens bei den etwas härteren Nummern gab es im Publikum etwas Bewegung und Headbanging. Schließlich wurde von den Zuhörern eine Wall Of Death verlangt, die von der Tribüne der Stadthalle aus gut anzuschauen war. Als einziges negativ - da kaum zu hören - fiel das Keyboard auf. Ansonsten hätte ich mir persönlich noch weniger Midtempo- und mehr Abgeh-Nummern gewünscht.[ewon]

Vader
Vader

Vader fingen leider nicht ganz pünktlich an, hörten aber pünktlich auf und nutzten so ihre Spielzeit nicht komplett aus. Es ist ein gutes Zeichen, wenn dieser Umstand als der einzige Minuspunkt eines ansonsten perfekten Konzertes beschrieben werden kann. Mr. Vader Piotr „Peter“ Wiwczarek präsentierte sich bestens gelaunt und mit sehr guten Deutschkenntnissen. Auch das Publikum drehte richtig auf: Reihum sah man Headbanger und Crowdsurfer, die Piotr zu dem emotionalen Ausruf „Ausgezeichnet!“ veranlassten. Auch die Songauswahl verdiente trotz des fehlenden „God Is Dead“ das Prädikat „Ausgezeichnet“: Zwischen „Rise Of The Undead“ vom 2009er Output [album=647 ]Necropolis[/album] und „Testimony“ vom ersten Album „The Ultimate Incantation“ aus dem Jahre 1992 blieben auch dank des fetten Sounds keine Wünsche offen.[Fur]

Marduk
Marduk

Als eine von zwei Bands, die aufgrund einer Auflage der Stadt Lichtenfels erst ab 18 Jahren gesehen werden durften (die andere war natürlich Cannibal Corpse), mauserten sich Marduk jedoch zum Mauerblümchen. Die Schweden traten leider genauso kompromiss- wie belanglos auf. Kein Kunstblut, keine provokativen Ansagen. Und Corpsepainting hin oder her, sie konnten mit dem Auftritt von VADER an diesem Abend einfach nicht mithalten. Zu nicht nur für Fotografen ärgerlich spärlicher Beleuchtung spielten sie Songs wie „Still Fucking Dead“ vom 1992er Album „Dark Endless“, „Beyond The Grace Of God“ vom 1996er Langspieler „Heaven Shall Burn... When We Are Gathered“ oder „Baptism By Fire“ vom 1999er „Panzer Division Marduk“. Zwischen den einzelnen Songs herrschte auf der Bühne absolute Dunkelheit... unterbrochen nur vom Leuchten einiger Taschenlampen. Wahrscheinlich um zu prüfen, ob das Corpsepainting noch richtig sitzt. Wie peinlich. Das Publikum zeigte sich jedenfalls - genau wie meine Wenigkeit - kaum begeistert und spendete eher höflichen Berühmtheitsbonus-Applaus.[ewon]

SAMSTAG

The Modern Age Slavery
The Modern Age Slavery

Am Samstag hatten die Italiener The Modern Age Slavery die undankbare Aufgabe, als erste Band des Tages aufzuspielen. Wer in seinem windschiefen Zelt noch den Alkoholrausch der letzten Nacht veratmete, war selber Schuld. Der frische Deathcore der noch jungen Band machte keine Gefangenen. Die Italiener gingen abwechslungsreich zu Werke - mal gab es groovenden Death Metal, mal endgeile Break- und Beatdowns - und so waren sie für mich eine der positiven Überraschungen des W.O.D. 2009. Die Songs (z.B. „A Desert To Die For“ und „The Modern Age Slavery“) stammten größtenteils vom aktuellen Album „Damned To Blindness“, das 2008 erschien. Das einzige Manko des Auftritts: er war mit 20 Minuten viel zu kurz bemessen! Hoffentlich dürfen die Jungs beim nächsten Mal zu späterer Stunde spielen. Dann bekommen sie auch etwas mehr Publikum und Zeit zur Präsentation ihres tollen Materials.[ewon]

Absorb boten im Vergleich dazu wenig Neues, Old School Death Metal ohne große Überraschungen steht auf dem Plan. Die Songs wirken teilweise ziemlich zusammengestückelt und die Gitarren sind im Vergleich zum Schlagzeug recht leise geraten. Das Publikum scheint sich daran nicht zu stören und startet doch tatsächlich die erste Wall Of Death des Tages.[Fur]

Ebola
Ebola

Ebola lieferten eine Mischung aus Death und Thrash Metal mit Emo-Einschlag. Letzterer zeigte sich hauptsächlich in den cleanen Vocals. Leider waren die nicht gut und gingen akustisch zum großen Teil unter. Das geringe Feedback des Publikums könnte sich durch den Satz „schon tausendmal gehört“ leicht erklären lassen. Bloß, weil ich zu einer lustig daherkommenden Melodie „Funeral Bitch Fucking“ singe, ist das noch lange nicht als neu - geschweige denn innovativ - zu bezeichnen. Nee, nee, da muss in Zukunft mehr her, auch was die Bühnenpräsenz betrifft. Das waren einfach nur enttäuschende 25 Minuten, in denen man lieber eine Bratwurst samt Bier verdrückt hätte. Rülps![ewon]

Accu§er
Accu§er

Böse Menschen würden sagen, wer Behemoth nicht kriegen kann, holt eben Hate. Das würde den polnische Extreme Death Metallern aber durchaus Unrecht tun, da sie zwar sehr „polnisch“ klingen, aber dennoch Alleinstellungsmerkmale haben. Wenn man aber 15 Minuten im Fotograben steht und nichts passiert, obwohl man die Band schon hinter den Kulissen wuseln sehen kann, fragt man sich schon, ob Unpünktlichkeit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist. Als sie es dann endlich auf die Bühne kamen, war zumindest der Sound in Ordnung, mehr Aussagen kann ich jedoch nicht treffen. Der Gig war im Prinzip schon vorbei, als ich nach 2 Liedern wieder den Fotograben verlies. Insgesamt konnten 4 Lieder gespielt werden, da ein Überziehen wegen des strikten Zeitplanes schlicht nicht möglich war. Ein Auftritt zum Vergessen...[Fur]

Vomit The Soul
Vomit The Soul

Leicht verspätet fingen die Italiener Vomit The Soul ihren Gig an. Aber das Warten lohnte sich. Ihr technisch fein gespielter Deathgrind kam gut an und so hatten die Jungs bald einen Circlepit im Publikum am Laufen. Der Gesang bewegte sich zumeist im gutturalen Bereich, die Pig Squeals wussten zu überzeugen und ständige Rhythmuswechsel sowie ein variables Drumming ließen keine Langeweile aufkommen. Ob das Material jedoch abseits der Bühne über den Durchschnitt der Vielzahl von Deathgrind-Combos hinausragt, wage ich zu bezweifeln. Aus der Liste der gespielten Songs: „Apostles Of Inexpression“, „Self Perception Veil“, „Decay Of An Inviolable Dogma“ (alle vom 2009er Album „Apostles Of Inexpression“).[ewon]

Obscura
Obscura

Um 15:55 Uhr begannen dann Obscura - „zur Hälfte aus Franken“ - ihren Gig. Nach der Veröffentlichung ihres zu Recht hochgelobten diesjährigen Albums „Cosmogenesis“ war ich auf die Live-Umsetzung des Materials wirklich gespannt. Nach einem Intro mit Gruselfaktor ging es dann in die Vollen. Spielerisch überzeugend bot der Vierer seinen Technical Death Metal mit progressiven Anteilen dar, während sich die Halle zunehmend füllte. Man merkte den Jungs an, dass sie die ihnen zur Verfügung stehende halbe Stunde bestmöglich nutzen wollten, da es kaum Verschnaufpausen zwischen den Stücken gab. Vom bereits erwähnten „Cosmogenesis“ wurden unter anderem „Universe Momentum“, „Infinite Rotation“ und „Centric Flow“ gespielt. Abgesehen von kleineren technischen Spielfehlern insbesondere der Saitenfraktion gab es nichts zu bemängeln, und der Auftritt von Obscura wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Abgeschädelt wurde jedoch nicht viel, was Steffen Kummerer (Sänger/Gitarrist) zu folgendem Kommentar verleitete: „Sind wir zu schnell? Zu viele Noten? Gar keine Headbanger!“[ewon]

Bei Postmortem habe ich mich in diesem Jahr schon auf zwei Festival gelangweilt und auch auf dem Way Of Darkness konnten sie meine Meinung nicht ändern. Simpel gestrickter Death Metal mit der gewissen Proll-Attitüde, der sich letztlich wie Kaugummi zieht, kann hier maximal als Verschnaufpause zu Dew-Scented dienen.[Fur]

Dew-Scented
Dew-Scented

Mit Dew Scented betrat die letzte deutschstämmige Band des Festivals die Bühne, um den metallischen Jüngern zu zeigen, wo der Hammer hängt. Sie rissen die Menge von Anfang an mit und schienen den Geschmack des Publikums getroffen zu haben. Bis in die letzte Reihe wurde gebangt und die Arme im Zeichen der heiligen Pommesgabel erhoben. Das letzte Mal spielten die Braunschweiger übrigens, so Sänger Leif Jensen, vor zwei Jahren in Lichtenfels, damals zusammen auf Tour mit Behemoth und Napalm Death. Mit perfektem Sound und vollem Einsatz zockte die Thrash Metal-Ikone folgende Stücke runter: „Cities Of The Dead“, „Never To Return“ (Zitat: „Damit wir mit dem Ami-Gebolze nachher mithalten können“), „Locked In Motion“ (einfach nur WOW!), „Into The Arms Of Misery“, „Rituals Of Time“, „Arcs Of Rage“. Ein rundum gelungener Gig, der mit der Ankündigung des neuen Albums im nächsten Jahr endete.[ewon]


Malignant Tumour
Malignant Tumour

Mit einer abgefahrenen Mischung aus Crust, Motörhead und Venom überrollten die Tschechen Malignant Tumour für 40 Minuten die Besucher des W.O.D. Für einen gewissen Kultstatus sorgten sie alleine durch ihr Äußeres: alle vier ließen schön ihren Beerbelly zwischen abgefuckten Jeanswesten raushängen. Einer der Gitarristen sah mit seinem langen Bart und der Sonnenbrille wie aus ZZ-Top herauskopiert aus. Der Bassist, der ebenfalls eine Sonnenbrille trug, hatte einen (aufgesetzten?) Afro und (angeklebten?) Schnauzer und ging die ganze Zeit ab wie die berühmte Comic-Maus aus Mexiko. Diese Rampensau-Stimmung übertrug sich wie ein Virus auf die Zuschauer, die ihrerseits einen Moshpit anfingen und sich vereinzelt im Crowdsurfing versuchten. Als Bühnendeko brachten die Tschechen neben dem obligatorischen Bandlogo auch zwei überlebensgroße, auf Fahnen gedruckte „Pommesgabeln“ mit, die links und rechts am Bühnenrand plaziert wurden. Der kultige Auftritt endete mit einer Verbeugung und dem Kniefall des Quartetts vor dem mehr als würdigen Publikum.[ewon]

Evocation
Evocation

Thomas Josefsson, seines Zeichen Sänger bei Evocation, hatte durch seine Turnübungen in diesem Jahr schon mehrmals unter Beweis gestellt, dass ihm keine Bühne groß genug ist. So sprang er auch in Lichtenfels auf den Boxen herum und zementierte mit ständig erhobener Pommesgabel seinen Ruf als Winkekatze. Die Schweden hatten das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute im Griff, was nicht nur an dem absolut perfekten Sound lag. Das Repertoire lieferte alle Kracher der letzten beiden Alben wie „Chronic Hell“, „Tomorrow Has No Sunrise“, „Razored To The Bone“ und natürlich „Feed The Fire“. Eine schöne Geste an die Fans der ersten Stunde war die Nummer „The Ancient Gate“ von der ersten, gleichnamigen Demo aus dem Jahr 1992. Bei diesem Gig musste jedem Death Metal Fan das Herz aufgehen.[Fur]

Vomitory
Vomitory

Etwas überpünktlich starteten Vomitory ihren Gig und machten das „Schwedendoppel“ an diesem Abend komplett. Sie traten von Anfang an gehörig aufs Gaspedal und sorgten für jede Menge Lodenwirbel und -propeller. Außerdem verstanden sie sich als gute Animateure und sorgten die meiste Zeit für einen ordentlichen Moshpit. Kritik kann ich nur am Sound üben, da mir die Becken und die Snaredrum zu laut waren. Dafür stach die Bassdrum durch ihren tighten Sound hervor. Aus dem Programm: „Serpents“, „Terrorize, Brutalize, Sodomize“, „Possessed“, „The Voyage“, „Chaos Fury“, „Blood Rapture“. Sänger und Bassist Erik Rundqvist erwähnte noch am Rande, dass Gitarrist Peter Östlund just an diesem Tag Geburtstag habe, was das Publikum zu einem spontanen Ständchen veranlasste und für ordentlich Spaß auf und vor der Bühne sorgte.[ewon]

Malevolent Creation
Malevolent Creation

Mit Malevolent Creation bahnte sich der erste Teil des US-Dreiers an diesem Abend an. Für die Amis war es der letzte Gig auf der Europa-Tournee, und so gaben sie noch einmal alles, um den Fans auf dem Kontinent in guter Erinnerung zu bleiben. Unterstützt wurden sie dabei von den minimalistischen Pyroeffekten, die bereits am Vorabend zum Einsatz kamen, sowie ein paar Crowdsurfern. Der Sound war gut, sieht man einmal von Startschwierigkeiten in Form von Tonausfällen des Mikros im ersten Song ab. Auch das holprige Schlagzeug im ersten Stück ist zu verzeihen, denn danach liefen die Deathmetaller wie ein Schweizer Uhrwerk. Geliefert haben sie unter anderem „Coronation Of Our Domain“ vom 1992er Album „Retribution“, „Blood Brothers“ vom 1996er Langspieler „Eternal“ sowie „Multiple Stab Wounds“ von ihrem Erstling „The Ten Commandments“.[ewon]


Dying Fetus
Dying Fetus

Dying Fetus waren an diesem Abend trotz hammergeiler Auftritte von Evocation und Vomitory ganz klar die beste Band. So viel Wucht hätte ich den drei Amis nicht zugetraut. Der Sound war ein absolutes Lehrstück, was man mit einer Gitarre an Druck erzeugen kann. Jedes Riff, jeder Snare-Schlag wurde zum Tritt in die Magengegend. Hinzu kam absolut perfekte Instrumentenbeherrschung und das unmenschliche Gegurgel von John Gallagher. Die Setlist bot ein Best-Of aus der gesamten Schaffensphase. „One Shoot, One Kill“, „Grotesque Impalement“, „Pissing At The Mainstream“ und „Shepherd's Commandment“ (Was für ein Break) vom neuen Album „Descend Into Depravity“ sollen hier als Beispiel reichen. Zwischen fatalen Breakdowns und unglaublichen Gitarrenläufen ließen die Amis keine Zweifel daran, dass hier die beste Band des Festivals auf der Bühne steht. Die Heftigkeit dieses Auftrittes lässt sich kaum in Worte fassen. Hammer![Fur]

Cannibal Corpse
Cannibal Corpse

Die passenden Worten zu Cannibal Corpse fand dagegen ewonwrath sehr schnell: „Die sind ziemlich unspektakulär.“ Nachdem Dying Fetus Abrisskommando gespielt hatten, wirkten Cannibal Corpe wie ein Kind mit einem Gummihammer. und wie ein gelangweiltes noch dazu. Auch live bestätigte sich der Eindruck, den man schon beim letzten Album [album=390 ]Evisceration Plague[album] gewinnen konnte: Cannibal Corpse sind satt und müde, was auf einer Bühne besonders auffällt. Erwähnenswerte Momente gab es kaum. Corpsegrinder Fisher konnte zwar mit launigen Ansagen überzeugen und stellte mal wieder unter Beweis, was man mit einem dicken Stiernacken anstellen kann, aber selbst das wirkte wie einstudiert: „I wanna see you headbang; try to keep up; you will fail!“
So zündeten selbst garantierte Granaten wie „I Cum Blood“ oder „Fucked With A Knife“ nur mäßig und man verließ als alter CC-Fan die Halle doch einigermaßen ernüchtert, auch wenn man nicht wirklich viel erwartet hatte.[Fur]

AM RAND

Der Grund, auch nachts Ohropax zu tragen:

- erste Nacht:
Herdplatte 1 - aus!
Herdplatte 2 - aus!
Herdplatte 3 - aus!
Herdplatte 4 - aus!
Ofen - aus!

Herdplatte - ausgeschaltet!
Ofen - ausgeschaltet!
NOCHMALS KONTROLLIEREN!!!

- zweite Nacht:
Afrika-Fußball! Afrika-Fußball! Afrika-Fußball! Afrika-Fußball! Afrika-Fußball!