Was wissen wir über den globalen Einfluss von Heavy Metal? Natürlich kennt jeder Metalfan Bands aus der ganzen Welt, doch was bringt Menschen überall auf dem Erdball dazu, sich mit dieser Musikrichtung zu beschäftigen und aktiv an der Szene teilzunehmen? Eine israelische Extreme Metal Band ist ganz offensichtlich anders motiviert, als eine norwegische Black Metal Kapelle, aber gibt es auch Gemeinsamkeiten? Und welchen Einfluss hat die gesellschaftliche Entwicklung eines Landes auf Heavy Metal und umgekehrt?

Der kanadische Kulturanthropologe Sam Dunn hat sich diesen Fragen gestellt und ist im Namen des Metals einmal um die Welt gereist. Während beim Vorgänger „Metal – A Headbanger's Journey“ der Fokus auf der Geschichte der Musik lag und ein schlüssiges Gesamtbild über die wichtigsten Genres und ihre Entstehung lieferte, erhebt „Global Metal“ nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Tatsächlich könnte man aus den angeschnittenen Themenkreise noch 20 Filme machen, aber gerade hier erreicht der Film sein wichtigstes Ziel: Er bringt den Zuschauer dazu, sein eigenes Musikverständnis zu reflektieren und dürfte beim gemeinsamen Schauen zu der ein oder anderen Diskussion führen.

Metal ist ganz klar ein Faktor der Globalisierung, aber anders als wirtschaftliche Prozesse oder Regierungsformen unterwirft Musik keine Kulturen, sondern verbindet sich mit der Gesellschaft in der sie rezipiert wird, schafft einen Rückzugsort für Menschen und die Basis um etwas Eigenes, Neues zu schaffen. In einem Land wie Israel, zerrüttet von Konflikten religiöser und machtpolitischer Art, erschaffen Bands wie Orphaned Land und Salem Musik, die vereinen statt spalten soll. In Indonesien, de facto ein Dritte Welt Land, nutzt die frustierte Jugend harte und aggressive Töne um auf gesellschaftlichen Probleme hinzuweisen. Während bei uns Metal vorrangig unpolitisch sein will, bildet er in diesem Land den Soundtrack für politische und gesellschaftliche Umwälzungen. Immer dort wo ein Land sich öffnet und beginnt, demokratische Strukturen entwickeln, blüht auch die Heavy Metal Kultur auf. Global Metal bringt diese Wechselwirkung simpel auf den Punkt: Metal is Freedom!

Unsere Medien und Zensuranstalten haben vom Metal abgelassen, wir sind für die Gesellschaft nur noch Sonderlinge, denen man nicht zutraut, an etwas anderes als Bier, Krach und Gewalt zu denken. Ja und einmal im Jahr bringt RTL seinen Bericht zum Wacken Open Air, denn das Sommerloch ist schließlich dafür gemacht, die Sonderlinge aus ihren Verstecken zu holen. Im Vergleich zu den Restriktionen die Metalfans früher in Indonesien erfuhren und die heute noch die chinesische und iranische Metalszene behindern, ist das aber nichts.

Sam Dunn hat Pionierarbeit geleistet, einen besseren Überblick über die weltweite Metal-Bewegung werdet ihr nicht finden. Heavy Metal hat eine weite Reise hinter sich, von den Arbeitervierteln Englands bis zu der aufstrebenden indischen Mittelschicht: Die Reise ist noch lange nicht vorbei. Egal wie lange man schon Metal hört und wie abgestumpft man ist, es ist schwierig bei dem Ende dieser Dokumentation keine Gänsehaut zu kriegen. Selbst wenn Bruce Dickinson sagt, er sei nicht mehr überrascht wie viele unterschiedliche Menschen auf der Welt Heavy Metal hören: Die Textsicherheit und Begeisterung der Fans bei dem ersten Iron Maiden Konzert in Indien erzeugt selbst bei einem alten Metalpionier diesen Kalibers ein ehrlich überraschtes Lächeln.

Global Metal - We celebrate what they deny!