Da ist es mal wieder soweit. Herr Dr. Kather hat uns Fragen beantwortet, die eigentlich keiner so wirklich gestellt hat. Zum Glück ging es wenigstens um Japanische Kampfhörspiele und die das Ende markierende DVD! Auch einige Ausblicke auf Kommendes sind zu finden, die Euch den Atem stocken lassen werden. Also auf ins Getümmel und losgelesen!
Abschiedskonzert
Wie kam es denn zu der DVD? Hattet ihr das fest geplant oder sagtet ihr euch eher, wenn nicht jetzt, dann niemals mehr?
Stefan Berlak von MakabaDesign war mit seinem Team vorbeigekommen und hatte die Show gefilmt. Als er uns ein paar Tage nach dem Konzert die fertig geschnittenen Aufnahmen schickte, waren wir total von den Socken. JAKA waren zuvor noch nie so professionell gefilmt worden; und vor allem nicht eine ganze Show lang! Als wir Stefans Aufnahmen sahen und hörten, war direkt klar, dass daraus eine Abschieds-DVD entstehen musste! Dass die letzte die erste Show war, die professionell gefilmt wurde, war also nicht geplant.
Der Herr Schaffrath wirkte etwas unwillig, sich bei dem Auftritt nochmals seinem alten Posten anzunehmen. Musstet ihr ihn sehr zwingen und wie fiel die Party danach eigentlich aus? Ihr sagtet ja selbst, dass ihr eigentlich lieber in heimischen Matratzen nächtigt.
Für Simon war es ja das allererste Mal, dass er mit JAKA auf einer Bühne stand. Er war der Shouter auf "Die Großstadt stinkt, ist laut und septisch". Zu der Zeit als dieses Album raus kam (2002), spielten JAKA ja noch gar nicht live. Er hat sich aber gut geschlagen, finde ich. Immerhin lagen zwischen "Großstadt..." und "Abschiedskonzert" fast 10 Jahre.
An die Party kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie war dann wohl also sehr gut.
Das hebt dann natürlich die Leistung von Simon noch hervor. Jetzt ist es ja tatsächlich so, dass "Kaputte Nackte Affen" niemals als Realbaby die Livewelt erblicken wird. Sind die JAKAs darüber selbst etwas traurig oder ist das für dich besser so als Schluss-Statement?
Die JAKA sind immer noch nicht traurig. Nicht wegen der Affen und auch nicht, weil sie alles Erreichte einfach weggeworfen haben. Alle fragen ständig: "Warum habt ihr das gemacht? Es lief doch!"
Dann also doch das Schluss-Statement. Damit kann man ja leben, sage ich mal so. Da wir gerade so schön die Vergangenheit durchwühlen: Gab es eigentlich Songs, die du so gar nicht gern gespielt hast, die du eher blöd fandest? Wenn wir schon dabei sind, was war eigentlich, sofern es das gab, das blödeste Album deiner Meinung nach?
Blöde Songs gibt es von JAKA genug. Die blöden haben wir aber nie live gespielt und sie zudem noch von der Box-Compilation "Das große Verbrauchen" runter gelassen, in der Hoffnung, dass sie so aus dem kollektiven Bewusstsein gelöscht werden. Wir hatten die Rechnung aber ohne das Internet gemacht. Egal. Das blödeste Album gibt es nicht. Bis auf die letzten beiden gefallen mir die JAKA Alben aber nur bis zu höchstens 40%. Die Splits und sonstigen Kleinformate sind durch die Bank gelungen. Das perfekte Album zu schreiben haben die JAKA erst mit "Kaputte Nackte Affen" hinbekommen. Die Platte ist so gut, dass wir selber Schiss bekommen haben.
Bescheidene Worte eines bescheidenen Mannes! Also sind auf der DVD quasi nur die Perlen der Dekade JAKA? Sehr großzügig. Aber ihr seid ja doch noch nicht vollends fertig. Es steht ja noch das Tribute-Album aus. Ihr sagtet, dass es knapp 200 Minuten Material von 80 Künstlern gibt. War der überwiegende Teil zu gebrauchen, oder konntet ihr auch viel weghauen? Ich wette mal, Rummelsnuff hat da doch sicherlich eine Meisterleistung geliefert, oder?
Nicht nur der. Es gibt eine ganze Menge Tracks, die wirklich umwerfend sind. Fertig sind die JAKA damit natürlich noch lange nicht. Die Biographie, JAKA - Der Film, das Buch zum Film! Das sind alles noch unerledigte Eier.
Ah, sehr gut. Ich hatte mich schon gefragt, ob denn das Tribute tatsächlich nun das Ende markieren soll. Bisher kam ja immer noch was. Das Schöne an Euch ist ja, dass ihr, entgegen der landläufigen Meinung Vieler, als Grindcore-Band gar nicht so stumpf und belanglos wart, wie es vielleicht einige Vertreter des Genres sind. Im Gegensatz, ihr weist ja einen sehr kritisch-reflexiven Blick auf die Welt und vor allem unsere Gesellschaft auf. Entstanden da einige Texte auch durch bandinterne Diskussionen? Wie verarbeitet ihr eure Kritik jetzt, wo das Ventil JAKA weg ist?
Witzig, dass du fragst. Tatsächlich haben sich schon ein paar Monate nach dem Tod von JAKA wieder zigtausend Silben auf meinem Schreibtisch versammelt. Ausschließlich kritisch-reflexive. Zu diesen habe ich gerade zusammen mit Bony die Musik aufgenommen. Wenn alles gut geht, kann die Platte Anfang nächsten Jahres raus kommen. Einen Titel hat sie schon: "Das Oldschoolformat der Zukunft". Laut René, der schon mal reinhören durfte, ist sie die beste JAKA Platte, die nicht von JAKA ist. Sie ist aber keine JAKA Platte. Sie riecht nur nach einer. Abgesehen davon, ist das Ende auch ansonsten ein Anfang. In Unundeux lebt die ganze Scheiße ja irgendwie weiter. Und zwar ganz schön unbändig. JAKA mussten sterben, weil die einfach zu limitiert waren. Die Unundeux-Familie wächst. Durch die Tributesache hat man Bands kennengelernt, die gerade überlegen, ob sie ihre nächsten Alben auf Unundeux veröffentlichen wollen. Auch haben sich Kontakte ergeben zu Künstlern, die Teil der vielen Zukunftsprojekte sein könnten. So soll zum Beispiel der unglaubliche Kirchenorganist J. Schiel, der demnächst seinen C-Schein macht und auf dem Tributealbum "Abflussbestattung" auf der Kirchenorgel spielt, bei Mädchendreck einsteigen.
Das ist ja ein ganzer Haufen an Informationen. Gibt es denn zu dem Kather/Bony-Projekt schon einen Namen? Gespannt darf man da ja sicher schon mal sein. Weil du auf Unundeux kommst. Wie kam es eigentlich dazu, war das schon immer ein Wunsch von dir oder hat es sich durch die generelle Präsenz in der Musikbranche einfach so ergeben? Ist ja sicher auch nicht ganz einfach, den ganzen Laden am Laufen zu halten.
Ich sag es mal so: Ohne Unundeux hätte mein Leben gar keinen Sinn. Das Projekt heißt Christ Of Kather/ Markus Maria Hoff. Einen Bandnamen auszusuchen war nun wirklich keine Zeit.
Na passt doch, super Name! Geht es damit dann in eure "Grindpop"-Nische oder experimentiert ihr auch eher Fake Idyll-artig rum? Gibt es generell eine Musikrichtung, die du mal probieren würdest, bzw. hat der massige Tribute-Input da vielleicht einige Impulse gegeben?
Die Musik ist innerhalb von 3 Wochen entstanden. Wir haben alles so verwendet, wie es passiert ist. Keine Schnibbeleien à la Fake Idyll. Ansonsten gilt nach wie vor: Kontrolle ist gut, Überraschung ist besser. Nicht zu viel nachdenken, einfach kommen lassen. Und: Musikrichtungen, die es schon gibt immer so lange verrühren, bis man sie nicht mehr erkennt.
Wenn wir vorhin schon so bei den Themen von Belang waren. Was liest man denn eigentlich so bei Unundeux, bzw. was liegt bei Kathers auf dem Nachttisch und wonach wird Literatur so ausgesucht?
Zurzeit lese ich drei Bücher parallel. "The German Genius" von Peter Watson, "Wer regiert die Welt" von Ian Morris und "Tobi isst" von Guido Van Genechten. Das erste Buch hat mir mein skandinavischer Brieffreund Thomas geschenkt. Das Zweite hatte ich mir gekauft, weil ich von den ganzen Verschwörungstheorien die Schnauze voll hatte. Und "Tobi isst" knistert einfach geil.
Von "Tobi isst" habe ich zugegeben noch gar nichts gehört. Interessantes Konzept. Da werden ja direkt drei Modalitäten bedient. Hilft dir so was abzuschalten oder liest du das zusammen mit deiner Tochter?
Einen Sohn gibt es auch noch. Die beiden lesen aber ausschließlich Stoff, den ich nun so gar nicht verstehe.
Kommen wir mal zurück zur Tribute-Platte: Habt ihr ein spezielles Verfahren angewendet, um die Masse an Songs sinnvoll anzuordnen oder läuft das eher über den Zufallsgenerator? Das es ja nun wirklich das Letzte ist, was man von Euch hört, was liegt denn der CD bei? Keine Socken, Schlüpfer oder Kuscheltiere im Box-Set?
Der CD liegt nichts bei, der Vinyl-Version auch nicht. Wir haben uns mit dieser Aktion komplett verausgabt, uns einen Herzenswunsch erfüllt, ungeachtet der finanziellen Konsequenzen. Denn wer weiß, ob die Kohle wieder reinkommt? Werden Tribute-Alben überhaupt gekauft? Und gerade heute, wo ja eigentlich gar nichts mehr gekauft wird, weil es einfach viel zu viel gibt und das alles noch umsonst. Ich will hier an die paar übriggebliebenen Anständigen, die noch immer auf physische Tonträger stehen, appellieren: Kauft die Platten von Unundeux. Sie sind gut! Zu deiner ersten Frage: Die Beiträge fürs Tribute-Album sind in der Tat so verschieden, wie es nur geht. Anfangs hatten wir tatsächlich versucht, sie zu sortieren. Also z.B. alle Elektro-Künstler hintereinander, alle Singer-Songwriter, alle Metalbands, alle im Keller aufgenommen Habenden...
Am Ende haben wir aber doch wieder alles in einen Topf geworfen und ein herrlich abwechslungsreiches Mixtape geschaffen. Leider mussten wir einige Einsendungen übergehen. 200 Minuten passen nicht auf 2 CDs. Auch nicht, wenn man deren Spielzeiten voll ausreizt. Die Doppel-LP-Version läuft insgesamt nur 90 Minuten. Es war wirklich eine riesen Arbeit, den ganzen Kram immer und immer wieder durch zu hören und auf die verschiedenen Formate zu verteilen. Das Endergebnis ist aber wirklich astrein geworden, finden wir. Übrigens: Die Vinyl-Version kommt über das Österreichische Kultlabel Schnapsidee-Records raus. Ich glaube, weil da viele Österreichische Bands auf dem Album sind. Wir haben aber auch Amis, Dänen, Kanadier und eine ganze handvoll Brasilianer, die dann zum Teil auch Portugiesische Versionen der JAKA Stücke eingesungen haben. Ach ja, auch noch erwähnenswert: Einige Bands haben Tribut gezollt, nicht indem sie Stücke von JAKA gecovert, sondern extra eigene zum Anlass passende komponiert haben! So hört man auf dem Album ganz neue Tracks von Yacöpsae und The Kandidate.
Der The Kandidate-Song ist ja sogar schon in eurem Player zu bewundern (Link). Nettes Ding, obgleich ich sagen muss, dass mich die Layers-Version von "Abflussbestattung" ziemlich umgehauen hat. Aber du sprachst vorhin davon, dass J.Schiel bei Mädchendreck einsteigen will. Was kann man sich darunter vorstellen, und wie passt da eine Orgel hinein?
Mädchendreck wird Black Metal. So passt die Orgel da rein. Gitarre will da der Rob von den Excrementory Grindfuckers spielen. Wenn er Zeit hat. Für den Gesang ist gerade Nekroboy (Ex-Das Krill) im Gespräch. "Abflussbestattung" von Layers ist mein persönlicher Superhit. Wenn man nicht auf den Text achtet, und das tun WDR2 Hörer und VIVA Konsumenten ja normalerweise nicht, könnte diese Version auch auf WDR2 oder VIVA laufen.
Black Metal? Das kommt unerwartet, wenngleich mit "Diese Blackmetalband aus Dortmund" ja schon ein gewisser Vorstoß in die Richtung gegeben wurde. Versteht sich Unundeux demnach als ein Genre-offenes Label, oder versucht ihr schon eher in der Grindcore / Deathcore-Schiene zu agieren?
Ok. Was genau Mädchendreck am Ende wird, kann natürlich noch niemand
sagen. Es wird aber mit Orgel zu tun haben und das Cover-Artwork wird Black Metal. Der Bandname ist ja schon jetzt eindeutig Black Metal.
Spannend, spannend! Und ja, es gibt wohl kaum einen geeigneteren Black Metal Namen. So wir kommen zu den letzten Fragen meinerseits. Bevor du aber meine großartigen Entscheidungsfragen entschieden ausfüllen darfst, musst du noch beantworten, ob man in näherer Zukunft mal eine Unundeux-Band auch live erleben darf, oder ja vielleicht auf ein Unundeux-Festival hoffen kann?
Also Vaulting spielen live. Eisenvater wollen demnächst auch wieder,
gerade sitzen die an der "V". Ein Unundeux-Festival? Keine schlechte Idee!
Also, letzter Akt: Was wählt Herr Kather:
1) CD oder Vinyl?
Beides natürlich. Was auch wieder modern wird, ist Musikkassette.
2) Chloroform oder K.O.-Tropfen?
Aethertank!
3) Wingsuit oder Paraglider?
Was?
4) Tom Waits oder Feist?
Tom Waits.
5) Gummibärchen oder Popcorn?
Popcorn. Selbstgemacht.
Vielen Dank für deine Zeit und das nette Gespräch. Ich wünsche viel Erfolg mit dem Label, gute Verkaufszahlen und viele Tribute-kaufende Menschen! Aller Zeilenrest gebührt deinen freigeistigen Ergüssen!
Verkaufszahlen.