Wenngleich einige Zeit ins Land ging, bis Herr Judd uns antworten konnte, können wir nun ein erfrischendes Gespräch mit dem Nachtmystium-Chef vorweisen. Nach der vollbrachten U.S-Tour mit Eyehategod und Brutal Truth weiß er viel zu berichten und gewährt einen kleinen Einblick in die Umstände der Entstehung von "Addicts: Black Meddle Pt.II". Wir wünschen viel Vergnügen!

Nachtmystium
Nachtmystium



Hallo Mr. Judd, wie geht es Ihnen?

Sehr gut, vielen Dank.


Herzlichen Glückwunsch zu dem aktuellen Album, sehr interessanter Stoff, den ihr da geschrieben habt. Wie lange habt ihr daran gearbeitet?

Danke. Wir haben circa acht Monate daran geschrieben.


Nach der 2009er EP „Doomsday Derelicts“, welche wie eine Art Genre-Streubombe klingt, scheint es, Ihr habt eure Nische gefunden. Wie kam es zu dem Industrial Black Metal Einschlag?

Ich würde nicht sagen, dass wir „Industrial Black Metal“ spielen, ich denke es ist vielmehr Rock 'n' Roll. Es gibt nur wenige elektronische Einflüsse auf dieser Platte. Wir haben uns dazu entschlossen das zu tun, was wir eben tun, weil wir etwas außerhalb der Norm machen wollten, etwas anderes. Bands, die sich wiederholen sind langweilig. Ich versuche immer neue Wege zu erschließen, um ein Nachtmystium-Album anders als sein Vorgänger klingen zu lassen.


Wer zeigt sich verantwortlich für die Kompositionen bei Nachtmystium? Arbeitet ihr gemeinsam an einem Song oder jeder an seinem eigenen?

Ich schreibe den Hauptanteil der Musik, aber Jeff Wilson und Will Lindsay haben ebenfalls einen gewissen Anteil an dem Material auf „Addicts: Black Meddle Pt. II“ gehabt.


Ich empfand es als sehr positiv, dass ihr euch etwas von dem düsteren und bösen Black Metal Klischee abgewandt habt. Eure Melodien klingen frisch, teilweise erfreulich, aber auch depressiv. Ihr scheint viel zu experimentieren. Woher nehmt ihr die Inspiration?

Ich höre vielerlei Musik, welche auch nichts mit Metal zu tun hat und daher nehme ich auch den Großteil meiner Inspiration. Viele Ideen bekomme ich von Bands wie Ministry, Killing Joke, Interpol, Joy Division, Kyuss, Queens of the Stoneage und dergleichen. Viel mehr als von den Sachen, die aktuell im Metal passieren. Diese Einflüsse sind sehr stark in unserer Musik zu spüren denke ich und haben auch eine starke Auswirkung auf unseren Sound.


Ihr habt für die Bass-Aufnahmen zusammen mit Will Lindsay von Wolves In The Throneroom gearbeitet. Wie war die Arbeit mit ihm und woher kennt ihr euch?

Er hat weitaus mehr gemacht, als nur den Bass für „Addicts: Black Meddle Pt.II“ zu spielen. Er steuerte einiges an der Lead-Gitarre bei und lieferte auch teilweise Riffs, sowie Background-Vocals für ein paar Songs. Er war ein sehr präsenter Mitarbeiter auf „Addicts: Black Meddle Pt. II“. Die Arbeit mit Will (Lindsay) ist großartig und ich habe auch Pläne, auf dem kommenden Nachtmystium-Album wieder mit ihm gemeinsam zu arbeiten. Er ist ein sehr guter Freund von mir. Wir haben uns damals auf der 2008er Nachtmystium/Wolves In The Throneroom – U.S.-Tour kennengelernt und sind seitdem in engem Kontakt geblieben. Er zog auch nach Chicago und ist nun sogar mein Nachbar. Ich sehe ihn daher eigentlich die ganze Zeit. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Er ist sehr kreativ und ein talentierter, begnadeter Musiker. Es ist eine Ehre mit ihm arbeiten zu können.

Nachtmystium
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Hörst du auch im privaten Bereich Wolves In The Throneroom? Wo liegen deine Einflüsse in diesem Bereich?

Ich stehe nicht so sehr auf Wolves In The Throneroom. Live mag ich sie weitaus mehr als auf Platte. Dieser Black Metal Stil ist zurzeit uninteressant für mich, ohne in irgendeiner Weise respektlos wirken zu wollen. Sie sind sehr gut in dem, was sie tun, aber es ist einfach nichts für mich. Meine Einflüsse im Black Metal Bereich sind dabei wohl ähnliche wie von Wolves In The Throneroom. Burzum, frühe Darkthrone, anfängliche Emperor, Dissection etc..


Abgesehen von der 2009er EP habt ihr einen sehr stetigen zwei-jahres-Rhythmus. Kann man eine neue Platte für 2012 erwarten?

Sehr wahrscheinlich.


Was steht bei Nachtmystium für die Zukunft an? Was kann man erwarten?

Darüber bin ich mir derzeit noch unsicher, da wir ja vor acht Monaten erst unsere aktuelle Platte fertig gestellt haben. Ich möchte mich erst einmal auf das Touren fokussieren, bevor ich zu sehr in die Arbeit für ein neues Album verstrickt bin. Es stehen auch erstmal die Aufnahmen zu einem neuen Twilight-Album an (Anm. d. Red.: Zweitband von Blake Judd), bevor ich ein neues Nachtmystium-Album aufnehme.


Kurz zurück zu der aktuellen Platte. Wer zeigte sich für das großartige Artwork verantwortlich?

Jimmy Hubbard und Seldon Hunt.


Hattest du einen Einfluss auf das Design oder gabst du nur das Schlüsselwort „Addicts“?

Ja, ich war daran beteiligt.

Nachtmystium
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Vor einigen Wochen habt ihr auf dem Festung Open Air gespielt. Wie empfandest du euren Auftritt?

Es war eine großartige Zeit und wir haben viele coole europäische Head-Banger kennengelernt. Es war bombastisch. Ich hoffe, wir können das eines Tages wiederholen.


Spielst du lieber große oder kleine Festivals?

Ich habe noch nicht so viele Festivals gespielt. Genau gesagt sind es bisher vier: Hole In The Sky, Inferno, Festung Open Air und Roadburn. Ich habe sie alle aus verschiedensten Gründen sehr genossen. Da gibt es eigentlich keinen spezifischen Typ von Festival, den ich bevorzuge. Eines kann ich aber sagen. Ich spiele lieber drinnen als draußen. Die Schall-Entwicklung ist draußen sehr unterschiedlich und wir hatten kaum Erfahrung auf solchen Bühnen. Ich denke wir sind stärker auf einer Hallen-Bühne. Vielleicht hatten wir auch einfach nur mistige Bühnen bisher, wenn wir draußen gespielt haben. Keine Ahnung, aber ich denke wir sind besser in einer Halle aufgehoben.


Bisher war Nachtmystium stets eine Zwei-Mann-Konstellation. Kannst du dir vorstellen weitere feste Mitglieder zu haben?

Eigentlich nicht. Nachtmystium war in seinem Kern immer mein Ding. Ich war seit Beginn der einzige, feste Bestandteil mit einer stets wechselnden Besetzung. Und das wird es zu einem gewissen Grad auch immer bleiben, was auch gut ist. Ich mag es, mit neuen Leuten zu arbeiten, neue Sachen auszuprobieren, mit verschiedenen Stilen zu experimentieren. Das ist ein guter Weg für diese Band zu funktionieren, wenngleich dies auch sehr unkonventionell ist.


Vor kurzem wart ihr auf eurer Headliner-Tour in den U.S.A. mit Eyehategod und Brutal Truth. Wie ist es gewesen, was kannst du erzählen?

Diese Tour war wirklich fantastisch. Die Jungs von Eyehategod und Brutal Truth waren sehr sehr nett und wir hatten eine großartige Zeit mit ihnen. Wir haben gute Shows gespielt und atemberaubende Fans kennengelernt. Es war eine sehr erfolgreiche und erfreuliche Tour für uns.


Wann kann man euch in Europa zurückerwarten? Gibt es dafür schon Pläne?

Wir werden für eine Tour und diverse Festivals 2011 wieder nach Europa kommen.


Einige private Fragen für den Schluss:

1. Welchen Film kannst du aktuell empfehlen?

„No Country for Old Men“


2. Was hast du zuletzt gelesen?

Ich lese gerade nochmal Friedrich Nietzsches „Der Antichrist“.


3. Hast du Haustiere und wenn ja, welche?

Nein, keine Haustiere.


Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem aktuellen Album und den anstehenden Touren.

Danke sehr!